
Wenn der Holunder blüht
Sommerliches Aroma eingefangen für den Winter
Nachdem ich im vorangegangenen Beitrag Wissenswertes über den Holunder berichtet habe, befasse ich mich heute seiner Verwendung.
Mein Mann und ich stellen jedes Jahr Sekt, Sirup und Essig her aus den kleinen sternförmigen Blüten, die dicht gedrängt an den tellergroßen Dolden wachsen. Auch Holunderzucker, Apfel-Holunder-Gelee, Hollerküchlein und Tee. Es ist ein vortrefflicher Genuss ein Gläschen Holundersekt bzw. einen selbstgemachten Kir Royal (der Sekt wird mit dem Sirup aus reifen Beeren gemischt) zu trinken oder im Winter den Salat mit Holunderblüten-Essig zu aromatisieren. Das Aroma des Frühsommers für einen flüchtigen Augenblick zurückzuholen während draußen der Schnee die Landschaft in einen weißen Schleier hüllt, ist ein unvergessliches Erlebnis.
Ein nicht unerheblicher Teil der Blüten wird getrocknet, um ihn in der kalten Jahreszeit als Tee zu genießen, besonders dann, wie bereits beschrieben, wenn eine Erkältung droht. Bevor es an den Genuss geht ist noch einiges zu tun. Jetzt gilt es erst einmal einen Spaziergang bei trockenem Wetter zu machen und den mitgebrachten Korb mit den cremeweißen Blüten zu füllen. Schere nicht vergessen!
Es ist empfehlenswert die Dolden genau unter die Lupe zu nehmen, denn auch Blattläuse lieben ihn sehr. Wenn wir mit dem vollen Korb zurückkehren, sollten die Blüten zeitnah und ungewaschen verarbeitet werden, damit sich das Aroma nicht verflüchtigt. Beim Waschen werden Normalerweise Läuse und kleinere Insekten herausgespült, das gleiche würde auch mit Blütenstaub und Bouquet passieren. Deshalb die Blütendolden sorgfältig ausschütteln und verlesen bis alle Insekten entfernt sind.
Zunächst widmen wir uns der Herstellung einer ganz besonderen Spezialität. Dem Holunderblütensekt.
Holunderblütensekt
Zutaten:
700g Zucker
6 l Wasser
3 Zitronen
1/8 l Weinessig
7 große Holunderblüten
Zubereitung:
Holunderblüten gründlich ausschütteln und von Ungeziefer befreien, Stiele abschneiden
Zitronen in Scheiben schneiden
Wasser, Zucker, Weinessig, Zitronenscheiben, sowie die Holunderblüten in einen großen Steinguttopf geben und gut umrühren.
Zugedeckt 3-4 Tage stehen lassen, täglich umrühren.
Holunderblüten und Zitronenscheiben herausnehmen, die Flüssigkeit filtern (hierzu eignet sich am besten ein Sieb, das mit einem Küchentuch ausgelegt ist) in Flaschen abfüllen, fest verschließen und kalt stellen.
Achtung! Die Flaschen nicht zu voll machen (ca. zur Hälfte) und nicht schütteln, da durch die entstehende Gärung der Druck zunimmt und sie platzen könnten. Ich habe dieses Inferno bereits zweimal erlebt. Die Explosion hatte wirklich zerstörerische Wirkung. Alle umstehenden Flaschen wurden durch die messerscharfen Glassplitter mit beschädigt bzw. zerstört. Ein Glück, dass niemand in der Nähe war. Die Sauerei an den Wänden und auf dem Boden war immens.
Wenn alles gut geht und der „Sekt“ zu perlen beginnt, sollte man ihn eisgekühlt genießen. Herrlich! Die Arbeit darüber ist schnell vergessen.
Holunderblütensirup herzustellen ist wahrlich kein Hexenwerk. Da wir gerne und viele Orangen in unserem täglichen Leben verwenden, haben wir das übliche Rezept für den Sirup mit Orangenscheiben ein wenig angereichert.
Zutaten:
1 Unbehandelte Zitrone
1 unbehandelte Orange
1 kg Zucker
1 l Wasser
25 g Zitronensäure aus der Backabteilung (nicht zu verwechseln mit Zitronensäure zum Entkalken)
25 große voll aufgeblühte Holunderdolden (ganz wichtig ohne Stil, da diese giftig sind.)
Wasser, Zucker und Zitronensäure aufkochen
Orange und Zitrone heiß abwaschen, in Scheiben schneiden
Die gut ausgeschüttelten und von Ungeziefer befreiten Blüten abwechselnd mit den Orangen- und Zitronenscheiben in ein ausreichend großes Gefäß schichten und den noch heißen Sirup darüber schütten.
Das Gefäß möglichst dicht verschließen und für ca. 3 Tage bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Gelegentlich umrühren.
Nach drei Tagen den Sirup-Ansatz durch ein feines Sieb oder besser noch Mulltuch in einen Topf schütten, aufkochen und noch heiß in sauber gespülte Flaschen gießen. Fest verschließen.
Ein Spritzer Sirup im Mineralwasser ist sehr erfrischend. Einige Tropfen im Kuchen- oder Plätzchenteig, über Obstsalat, im Joghurt und vieles andere mehr geben dem Ganzen ein völlig ungewohntes Aroma. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Am Abend nach getaner Arbeit im Garten oder auf dem Balkon sitzen, ein gut gekühltes Glas Prosecco mit Erdbeeren und einigen Holunderblüten ist ein kleines Geschenk des Himmels.
Wir wünschen viel Freude beim Ernten und Zubereiten und einen unvergesslichen Genuss!
Text und Fotos: Gabriela Zander-Schneider
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