
Erinnerungen an das Glück einer unbeschwerten Sommerzeit
Vor einigen Tagen erst war es noch kalt und ungemütlich. Jetzt sind wir, quasi über Nacht, mittendrin im Sommer. Sehnsuchtsvoll erwartet und dennoch überraschend schnell, wie es scheint.
Frühsommerzeit, die Zeit des Grünens, des Erahnens, der Vorfreude auf unbeschwerte Wochen. Sich im Freien aufhalten, Ferien machen. Warme Sommerabende. Ausflüge. Picknick am See. Die Natur schüttet ihr Füllhorn über uns aus. Alles blüht, reift heran und wartet im Laufe des Sommers darauf, geerntet zu werden.
Gerne erinnere ich mich an meine Kindheit. Die 6-wöchigen Schulferien erschienen in meiner kindlichen Vorstellung unendlich lang. So gern ich auch in die Schule ging, 6 Wochen Freiheit war nur durch wenige Ereignisse zu übertreffen. Weihnachten zum Beispiel oder den eigenen Geburtstag.
Welch herrlich unbeschwerte Zeit, die ich verbringen durfte im heimischen Garten, im ländlichen Umfeld meines Elternhauses vor den Toren Kölns oder auch in dem Wochen andauernden Aufenthalt bei Tante Marie, der liebenswürdigen Schwester meiner Großmutter in der Oberpfalz. Dort, wo für mich das Paradies seinen Ursprung hatte. Ein Landgut, das dem Immenhof in nichts nachstand. Vor allem im Hinblick auf die stattlichen Hannoveraner, die ich liebend gern mit versorgte und manche Stunde mit ihnen verbrachte. Das zufriedene Schnaufen der Pferde am Abend im Stall, die Kaugeräusche und den Geruch von Heu empfinde ich auch heute noch als ausgesprochen entspannend.
Wie liebte ich das Umherstreifen durch die Wälder, das Suchen nach Pilzen (unter Anleitung versteht sich) und Blaubeeren, das Blumenpflücken am Wegesrand
und das Schwimmen in einem eiskalten See.
Das Wahrnehmen der Grashalme beim Laufen ohne Schuhe über die endlos scheinenden Wiesen, der unverwechselbare Duft von frisch gemähtem Gras, das Singen der Lerchen am strahlend blauen Sommerhimmel.
Das todmüde ins Bett fallen am Abend. All das ist mir in Erinnerung geblieben und streichelt auch heute noch meine Seele.
Vieles geht im Laufe eines Lebens verloren oder im trubeligen Alltagseinerlei unter. Gönnt man sich die Zeit, zur Ruhe zu kommen und noch einmal in Gedanken in den Schuhen der eigenen Kindheit spazieren zu gehen, fühlt man die Kraft der sorglosen Unbeschwertheit.
Ich habe mir die Erinnerungen an diese Unbekümmertheit stückweise wieder zurückgeholt und ins Bewusstsein gerufen. Sorgsam eingebettet in eine sinnbildliche Gebäckdose der 1960er-Jahre, die Jahre meiner Kindheit. Ab und an öffne ich den Deckel und gönne ich mir den flüchtigen Zauber von Sommerferien wie ein zartschmelzendes Stückchen Schokolade.
Wie schon Alfred Polgar sagte:
„Lebenskünstler ist, wer seinen Sommer so erlebt, dass er ihm noch den Winter wärmt.“
In diesem Sinne sende ich Ihnen herzliche Grüße vom Chiemsee
Text und Fotos: Gabriela Zander-Schneider
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