Muttertag
Am Sonntag ist Muttertag. Wie jedes Jahr denke ich zurück an meine Kindheit in den 1960er Jahren. Bereits Wochen vorher wurde in der Schule oder im Kindergarten voller Eifer gemalt, gebastelt, gewerkelt oder für die Mutter eine Handarbeit gefertigt und stolz verpackt, um die Geschenke am Muttertag zu überreichen. Ich hatte im Handarbeitsunterricht unter Aufwendung all meines nicht vorhandenen Talents einen Topflappen gehäkelt. Geplant war eine quadratische Form, im Ergebnis ähnelte der Lappen eher einem Dreieck, das sogar stehen blieb, wenn man es auf die Tischplatte stellte. Grund hierfür waren die durch höchste Kraftanstrengung festgezurrten festen Maschen und Stäbchen.
Am Sonntagmorgen schlich ich in aller Früh auf Zehenspitzen in die Küche, hantierte so geräuscharm, wie es mir möglich war, mit Töpfen und Pfannen, bemüht niemanden aufzuwecken. Während die Mutter in ihrem Bett ausharren musste, der Rest der Familie das Esszimmer nicht betreten durfte, deckte ich recht farbenfroh den Frühstückstisch und servierte stolz den verbrannten Toast, die hartgekochten Eier und den Blümchenkaffee. Das freudige Lachen meiner Mutter, als sie den sorgfältig verpackten Topflappen erblickte, werde ich nie vergessen. Mutterliebe halt. Der Mutter Danke sagen, ihr eine Freude machen war mir, wie den meisten Kindern, an diesem Sonntag ein gewichtiges Ansinnen.
Ich bin der Meinung, dass es kein festgelegtes Datum braucht. Das Jahr hat Tage und Gelegenheiten genug, an denen man seiner Mutter eine Freude bereiten kann. Für Kinder ist dieser Tag nach wie vor von Bedeutsamkeit und wie bereits unsere Mütter, so freuen auch wir uns jedes Jahr aufs Neue.
Bei der Recherche zu meinem aktuellen Buchprojekt stieß ich auf ein Gedicht, das ich sehr passend finde. Insbesondere die letzten vier Zeilen.
Wie gerne wär ich noch mal Kind,
trüg leicht an meinem Ranzen,
wär da, wo andere Kinder sind
und würd nach Liedern tanzen.
Gern hörte ich den Kreisel brummen,
würd meinen Puppenwagen ziehn,
lauscht vergnügt der Biene Summen,
säh die Sumpfdotterblume blühn.
Ich möchte solche Träume spinnen
Von Erlentanz und Silbermond.
Stieg hoch hinauf auf Schlosses Zinnen,
worin mein Lieblingsmärchen wohnt.
Schön wärs, noch mal nach Haus zu kommen
Und Mutter stände in der Tür.
Sie hätt mich in den Arm genommen,
Glück, Trost und Wärme wär sie mir. (Angelika Donant)
In diesem Sinne wünsche ich allen Müttern und Kindern einen rundum schönen Tag!
Text und Foto: Gabriela Zander-Schneider
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